Theatermann mit Leib und Seele
„Ich kann gar nicht glauben, dass das jetzt schon 50 Jahre her ist“, sagt Bertwin Fleck. Bereits seit 1968 war er Vorsitzender der Laienspielschar Windischeschenbach und bei deren Entwicklung maßgeblich beteiligt. „Ich war damals erst 18 Jahre alt, das Theaterspielen hat mich schon immer fasziniert“, erinnert sich der 68-Jährige. Bis 2002 bestand die Laienspielschar als Interessengemeinschaft, dann wurde sie eingetragener Verein. Bertwin Fleck war und ist mit Herz und Seele dabei. Im Hinblick auf seinen Rückzug hat er gemischte Gefühle. „In unserem Logo ist ein lachendes und ein weinendes Auge zu sehen. Letzteres überwiegt bei mir momentan.“
Über die ganzen Jahre hinweg hat er alle Unterlagen sorgfältig aufgehoben. Verstaut in einem großen Regal bekam jedes Anliegen und jede Aufführung einen eigenen Ordner. „Es ist immer wieder schön, in vergangenen Zeiten zu schwelgen“, erklärt der gebürtige Windischeschenbacher. Außerdem könnten so auch die nachfolgenden Generationen noch davon profitieren. Begeistert breitet er alte Zeitungsartikel, Programme und Fotos vor sich aus. Es sei gewaltig, was sich in einer solch langen Zeit alles anstaut. Leider seien keine Unterlagen von vor seinem Antritt 1968 mehr vorhanden. Denn bereits seit 1946 wurden im Pfarrheim Theaterstücke aufgeführt.
Viel Planung nötig
Zu seinen Aufgaben als Vorsitzender gehörte neben dem Schriftverkehr auch die Planung der einzelnen Theaterstücke. „Es muss immer eine ‚To-Do-Liste‘ angelegt werden“, erläutert Fleck, „das muss vom Vorstand natürlich auch verwaltet werden“. Die einzelnen Bereiche werden im Anschluss allerdings wieder separat aufgeteilt und unterliegen dann den zahlreichen Mitgliedern der Laienspielschar. Auch das Geld müsse im Blick behalten werden. Ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, sei auch immer eine Kostensache. Aber auch das hat er gemeistert: „Ich bin Kaufmann, da schau ich schon drauf.“
Am stärksten im Gedächtnis geblieben ist ihm sein Lieblingsstück von 2010: „Die Feuerzangenbowle“. Fleck durfte damals seine Traumrolle des Gymnasialdirektors Knauer verkörpern. „Ich glaube, ich kann die Zuschauer gut in meinen Bann ziehen. Der Applaus, wenn man die Bühne betritt, ist ein einzigartiges Gefühl“, sagt er. Für dieses Stück wurden auch sehr viele junge Laienspieler benötigt. „In all den Jahren war es immer mein Ziel, die jungen Leute von der Straße wegzuholen und sie zum Theaterspielen zu animieren“, erklärt Fleck. Das sei ihm anscheinend auch gelungen. „Es kommen immer mehr Kinder und Jugendliche nach.“
Hoch dekoriert
Vor allem auf eine Sache ist er besonders stolz: 2012 bekam er das Bundesverdienstkreuz überreicht. In der dazugehörigen Urkunde, unterzeichnet vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, wird sowohl sein persönliches Engagement geehrt, als auch sein Verdienst, die Gemeinde weit über die Stadtgrenzen hinaus im positiven Sinne bekannt zu machen. Dabei spielte nicht nur seine Tätigkeit als Vorsitzender der Laienspielschar eine wichtige Rolle, auch seine Arbeit als Kirchenpfleger beim katholischen Stadtpfarramt war ausschlaggebend für diese große Anerkennung. Seit mittlerweile 30 Jahren leitet er die Kirchenverwaltungssitzungen der Pfarrei St. Emmeram mit großer Sorgfalt. Darüber hinaus ist er auch für die restliche Organisation des Pfarrbüros – wie Buchführung, Haushaltsprüfung oder die Korrespondenz mit zuständigen Stellen im Ordinariat – zuständig.
Bertwin Flecks Terminkalender ist also prall gefüllt. Auch das ist ein Grund, wieso er sein Amt als Vorsitzender der Laienspielschar nun ablegen wollte. „Wenn man einmal im Rentenalter ist, will man auch ein bisschen zur Ruhe kommen“, meint er. Als nächstes stünden nun Kurzreisen an. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elfriede möchte er sich Deutschland genauer anschauen, zum Beispiel die Ostsee. Auch Schlösserfahrten wären eingeplant, denn besonders die Kultur interessiert den gelernten Industriekaufmann. „Ich bin einfach kein Typ, der sich zwei Wochen an den Strand legt.“
Trotz seines Rücktritts als Vorsitzender wird das Theater auch in Zukunft Flecks Leben begleiten. Auch wenn er die Verantwortung nicht mehr tragen wolle, wird er dennoch weiterhin auf der Bühne stehen: zum Beispiel im diesjährigen Stück „Die Überführung“.