Der Neue Tag:
Oberpfalzecho:
„Der Biberpelz“ feierte Premiere
Nach einem erfolgreichen Auftakt gaben die Hauptdarsteller noch ein Interview
Windischeschenbach. „A weng hausen, a weng mausen, a weng stehln“ – so lautet der Untertitel von „Der Biberpelz“. Durch Regisseur Hannes Rupprecht wurde das Stück von Gerhart Hauptmann zu einer Oberpfälzer Glanzvorstellung und die Premiere am vergangenen Wochenende war ein voller Erfolg.
Von Sandra und Peter Gattaut
Seit 1968 präsentiert die Laienspielschar Windischeschenbach auf der Naturbühne Burg-Neuhaus (ab 1986) sowie im katholischen Pfarrheim St. Emmeram in Windischeschenbach Laienspieltheater. Zunächst war die Schauspieler eine reine Interessensgemeinschaft, bevor man sich im Jahre 2002 entschloss, unter dem Namen „Laienspielschar Windischeschenbach“ einen offiziellen Verein zu gründen.
Heuer wurde das Volksstück „Der Biberpelz“ mit Oberpfälzer Slang und Flair aufgeführt. Ursprünglich spielt das Stück von Gerhart Hauptmann in einem Berliner Vorort, in dem Fabrikarbeiter und Tagelöhner ihr Dasein fristen. Regisseur Hannes Rupprecht aus Oberbaumühle/Windischeschenbach verlegte die Handlung kurzerhand in eine grenznahe Oberpfälzer Kleinstadt Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Hauptrollen besetzten der Bürgermeister von Windischeschenbach Karlheinz Budnik als Amtsvorsteher von Wehrhahn und Zoiglwirtin Renate Schönberger als Waschfrau Mutter Wolf.
Das Publikum war von der Aufführung begeistert
Gerhart Hauptmann nimmt in der Gaunerkomödie die Obrigkeit aufs Korn. Dabei gelingt ihm eine sozialkritische Studie voller Sprach-, Situations- und Charakterkomik, dem Rupprechts Oberpfälzer Werk aber in nichts nachstand. Die Zuschauer gingen von der ersten Minute an mit und belohnten die Schauspieler immer wieder mit spontanem Szenenapplaus. Musikalisch umrahmt wurde das Stück von Magdalena Mehlich am Violoncello und German Beer am Klavier mit Impressionen von „Der Pate“.
In weiteren Rollen waren außerdem zu sehen: Ludwig Müller (Rentner Krüger), Moritz Müller (Dr. Fleischer), Simon Mauerer (Schriftsteller Motes), Karin Prucker (Frau Motes), Gerald Wildgans (Waldarbeiter Julius Wolf), Lena Schulze (Dienstmädchen Auguste), Sophia Prucker (Schulmädchen Adelheid), Regisseur Hannes Rupprecht (Fuhrmann und Pascher), Vorsitzender der Laienspielschar Bertwin Fleck (Amtsschreiber Glasnapp) und Josef Prucker (Amtsdiener Mitteldorf).
Nach der restlos ausverkauften Premiere wird das Stück in vier Akten noch drei weitere Male (4., 5. und 6. November, jeweils um 19:30 Uhr) im Pfarrheim St. Emmeram in Windischeschenbach aufgeführt. Restkarten können für 10 Euro bei Elektro Hecht in Windischeschenbach erworben werden.
Die Hauptdarsteller im Interview
Unsere Fan Star Reporter Sandra und Peter Gattaut waren bei der Uraufführung am 29. Oktober live dabei und haben mit den Hauptdarstellern Renate Schönberger und Karlheinz Budnik sowie dem Vorsitzenden der Laienschar Windischeschenbach Bertwin Fleck ein kleines Interview durchgeführt.
Wann habt ihr die Leidenschaft zum Theaterspielen entdeckt?
Renate Schönberger und Karlheinz Budnik: Bereits in der Grundschule Neuhaus beim Krippenspiel mit Lehrer Haider. Wir sind zusammen in dieselbe Klasse gegangen und haben dort beide schon früh die Liebe zum Theaterspielen entdeckt.
Renate, der Theaterjunkie, wie sie sich selber gern bezeichnet, ist seit 2001 und Karlheinz seit 2008 ein fester Bestandteil der Laienspielschar Windischeschenbach.
Vor 48 Jahren wurde das erste Theaterstück der Laienspielschar Windischeschenbach aufgeführt. Kann sich noch jemand daran erinnern, was für ein Stück damals gespielt wurde?
Bertwin Fleck: Ja, das war im Jahre 1968 „Der Wunderdoktor“. Damals gründete ich eine Interessengemeinschaft zum Theaterspielen, 1973 kam dann Hannes Rupprecht mit ins Boot. 1986 spielten wir das erste Mal auf der Naturbühne in Neuhaus das Stück „ s Galgenkatherl“ und 2002 gründeten wir dann den Verein „Laienspielschar Windischeschenbach“.
Als Politiker steht man ja praktisch immer im Fokus der Öffentlichkeit. Gab es zur eigenen Theaterdarbietung auch von den Parteimitgliedern oder politischen Gegnern ein Feedback?
Karlheinz Budnik: Aus den politischen Reihen kam bisher nur wenig bis gar kein Feedback. Anders sieht es da schon mit dem Stimmen aus dem Volk aus. Es gibt viel Lob aber auch schon mal Kritik, wenn einige der Meinung sind, der gespielte Charakter sei nicht vorzeigbar. Einmal spielte ich eine Figur, die dem Alkohol sehr zugesprochen hat, das gefiel wirklich nicht jedem und das musst du dir dann natürlich auch anhören.
Gab es schon mal eine Situation auf der Bühne die euch völlig aus der Bahn geworfen hat?
Renate Schönberger: Da ich mit der „Gosch’n“ meistens vorweg bin, konnte ich bisher alle kritischen Situationen meistern. (lacht)
Karlheinz Budnik: Ich hatte mal einen völligen Blackout, da kam dann natürlich auch das wichtige Stichwort für den nächsten Schauspieler nicht und so herrschte ein paar Sekunden auf der Bühne absolute Funkstille.
Bertwin Fleck: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass wir kurzfristig eine Schauspielerin, die durch Heiserkeit kein Wort mehr herausbrachte, synchronisieren mussten. Sie bewegte nur die Lippen und die Stimme kam von einer Kollegin. Wir haben das so gut hinbekommen, dass viele Besucher das gar nicht bemerkten.
Der Verein Laienspielschar Windischeschenbach feiert nächstes Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Ist eine besondere Aufführung mit Feierlichkeiten geplant?
Bertwin Fleck: Wir werden nächstes Jahr noch einmal „Die Kreuzlschreiber“ auf der Freilichtbühne in Neuhaus aufführen. Das Stück war 2003 so ein großer Erfolg, dass wir daraufhin sogar eine Einladung zum Gastspiel ins schwäbische Grünsfeld bekamen. Ob es nächstes Jahr zum 15 jährigen Jubiläum Feierlichkeiten dazu gibt, kann ich heute noch nicht sagen. Dafür gibt es aber schon die Termine. „Die Kreuzlschreiber“ werden am 16., 18., 23., und 25. Juni aufgeführt.
Bei Texthängern ist Improvisation gefragt. Ist es genau das, was einen guten Schauspieler auf der Bühne ausmacht?
Renate Schönberger: Ja, ich denke schon. Man muss schnellstens wieder die Kurve kriegen, da ist Improvisieren schon wichtig.
Karlheinz Budnik: Ja, klar, aber auch Routine hilft einem da schon sehr oft weiter.
Welche Botschaft wollt ihr euren Fans und zahlreichen Besucher mit auf den Weg geben?
Renate Schönberger: Wir wollen die Leute aus dem Alltag abholen und ihnen an diesem Abend einfach ein gutes Gefühl geben. Das Leben ist schwierig genug, die Probleme haben dann einfach eine Auszeit.
Karlheinz Budnik: Ein herzliches Dankeschön an alle Besucher, die unsere Aufführungen besuchen und dafür Geld ausgeben uns zu sehen.
Bertwin Fleck: „Mia san mia“, bei uns steht die Heimat und die Jugendarbeit hoch im Kurs. Wir sind Laienschauspieler und wollen das auch immer bleiben. Wir freuen uns, wenn der Zuspruch vom Publikum so gewaltig ist und werden auch die nächsten Jahre immer alles daran setzen, mit dieser fest zusammengeschweißten Truppe ( Regie, Schauspiel, Musik, Souffleuse, Dekoration, Kostüme, Maske, Requisite, Beleuchtung, Technik, Kamera, Bühnenaufbau, Kasse, Bewirtung, alle weiteren Helfer, Sponsoren und Gönner) ein niveauvolles, lustiges und auch anspruchsvolles Theater zu bieten.
Stadt- und Landexpress