Presse 2019

Laienspielschar feiert gelungene Premiere

Wie kann man in einem Theaterstück traumatische Kriegserlebnisse aufarbeiten und gleichzeit das Publikum bestens unterhalten? Der Laienspielschar Windischeschenbach ist das gelungen.

Der Schexbräu (Karlheinz Budnik, Zweiter von links) und sein Freund Martl (Hannes Rupprecht, rechts) pflegen einen liederlichen Lebenswandel. Nur zu gerne kehren sie in der Schenke von Schnapsl-Burgl (Kerstin Schandri, links) und Tochter Rosi (Julia Budnik, Zweite von rechts) ein.

Bild: Lowak

von Michaela Lowak

Alle zwei Jahre verwandelt sich der Platz am Fuße des Butterfassturms in ein großes Freilichttheater, wenn die Laienspielschar ein neues Stück präsentiert. „Die Überführung“ von Georg Lohmeier steht diesmal auf dem Spielplan. Es geht um zwei Freunde, die den Ersten Weltkrieg überlebt haben, aber seitdem im wahren Leben nicht mehr zurechtkommen. Durchzechte Nächte und Liebeleien prägen ihren Tagesablauf. Von Arbeit und Familienleben wollen sie nichts mehr wissen.

Hannes Rupprecht und Christian Mayerhöfer ist es gelungen, die scheinbar schwere Kost so zu inszenieren, dass das Publikum einen unterhaltsamen Theaterabend erlebt, an dem auch viel gelacht werden kann.

Dazu tragen auch die Schauspieler bei, allen voran in den Hauptrollen Karlheinz Budnik und Hannes Rupprecht, die mit Wandlungsfähigkeit und Leidenschaft die beiden Kriegsveteranen mimen. Gelegenheit, das Stück anzuschauen, bietet sich an weiteren drei Termine am 28., 29. und 30. Juni. Karten im Vorverkauf gibt es bei nt-ticket.de.

Der Pfarrer (Andreas Kurz) prangert in seiner Predigt das Lotterleben an.

Bild: Lowak

Immer wieder wird der Schexbräu von schrecklichen Kriegsversionen geplagt. Die tauchen auf der Bühne in Form von vier Soldaten mit Totenkopfmasken auf.

Bild: Lowak

Dr. Isidor Bitterauf (Gerald Wildgans, Mitte) rät Martl dringend zur Operation in einem Krankenhaus in Altötting.

Bild: Lowak

Der Neue Tag am 22.6.2019

 

Nachkriegsdrama mit Wirtshaus-Flair

Derbe Witze, Perchten und viel Schnaps – das sind drei wichtige Zutaten des aktuellen Schauspiels der Windischeschenbacher Laienspielschar. „Die Überführung“ feierte am Freitag Premiere auf der Burg Neuhaus. Und die Moral von der Geschicht‘: Das Leben ist wie ein Wirtshaus.

Die beiden Freunde Martl (Hannes Rupprecht, links) und Sebastian (Karlheinz Budnik) holen sich Rat bei der Gesundbeterin (Theresa Hunziker). Was sie gegen ein Magenleiden empfiehlt: eine Wallfahrt und ein Stelldichein mit einer Jungfrau.

Bild: Lowak

von Maria Oberleitner

„Die Überführung“ ist die tragische Geschichte zweier außergewöhnlicher Freunde – der eine (Bauer Martl: Hannes Rupprecht) hat seinen Arm bei der Schlacht um Verdun im Wald von Avocourt verloren. Der andere, der Bräu von Deining (Karlheinz Budnik), hat seitdem nur noch ein Auge und mit einem Trauma und Angst vor Tod und Teufel zu kämpfen.

Noch in Verdun schwören sie sich: Wenn sie aus dieser Hölle heil herauskommen, wollen sie einmal im Jahr nach Altötting wallfahren und nie wieder arbeiten. Dass die beiden die alljährliche Wallfahrt eher zum Saufen und Fremdgehen als zum Beten nutzen, das ist wohlbekannt und keine Ausnahme im Kirchenjahr – sogar der Herr Hochwürden (sehr heilig: Andreas Kurz) geht schon mal in seiner Predigt darauf ein, wenn er die beiden Suffköpfe von der Kanzel aus erblickt. Weder Martls Magenleiden („Amen – mir ist schlecht“) noch das Trauma (grandios: Perchten und Soldaten) seines „Freundes von Jugend an“ lassen sich in Alkohol ertränken. Aber einen Versuch ist es den beiden allemal wert. Über die Frage, ob ein und derselbe Saufwitz nicht irgendwann ausgelacht ist, lässt sich streiten. Das Premierenpublikum am Freitagabend jedenfalls wurde darüber nicht müde – ganz im Gegenteil.

Dass Martl nach einer Operation in Altötting stirbt, ist nicht nur für seine Familie und Freunde ein echter Tiefschlag – auch das Stück verliert hier einiges an Fahrt. Trotzdem überzeugt Karlheinz Budnik in der Rolle des Schexbräu weiterhin mit Bühnenpräsenz – nun mit der Unterstützung von Martls Sohn Seppi (Nachwuchstalent Jakob Haberkorn). Dass die beiden es trotzdem nicht schaffen, den Sarg rechtzeitig zur Beerdigung nach Hause zu bringen, muss wohl am Alkohol liegen . . .

Per drehbarer Bühne lässt sich der Burghof wahlweise um Schnapsstube, Arztzimmer, Klosterhalle oder Musikanten-Eck erweitern. Musiziert – und auch ein wenig mitimprovisiert und vor allem: mitgetrunken – wird übrigens von einer Belegschaft der Neuhauser Boum. In der Version der Windischeschenbacher Laienspielschar (Bearbeitung: Hannes Rupprecht; Regie: Hannes Rupprecht und Christian Mayerhöfer) ist die Tragödie von Hannes Lohmeier zwar immer noch deutlich als solche zu erkennen, aber doch eingefärbt von derben Sprüchen, schwarzem Humor, skurrilen Momenten und Querverweisen. Fast Slapstick-Qualität haben die ewigen Klagen des Bauern Martl. Seine grandios-trockene Mimik versteckt er leider viel zu oft hinter seiner Hutkrempe. ___Weitere Vorstellungen: 28., 29. und 30. Juni jeweils 20 Uhr auf der Burg Neuhaus in Windischeschenbach. Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon: 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/8729-0 oder im Internet unter www.nt-ticket.de

Den Schexbräu packt die Angst vor dem Tod – da kann ihm auch Martls Sohn Seppi (links, Jakob Haberkorn) nicht mehr helfen.

Bild: Lowak

Der Neue Tag am 24.6.2019

 

Ohrenbetäubender Applaus für Laienspielschar

Neuhaus/Windischeschenbach. Die vielen Besucher schwärmten nach der Premiere von „Der Überführung“ aufgeführt von der Laienspielschar Windischeschenbach um die Wette.

Oberpfalz Echo am 26.06.2019

Von Peter Gattaut 

Hannes Rupprecht und Bürgermeister Karlheinz Budnik spielen Martl und Sebastian im Stück „Die Überführung“.

Bilderbuchwetter im Freilichttheater auf der Burg Neuhaus: Witzig, originell und schauspielerisch perfekt umgesetzt, von nicht weniger als 35 Darstellern, kam das von Hannes Rupprecht überarbeitete Lohmeyer-Stück „Die Überführung“ bei den Zuschauern glänzend an. „Das Leben ist wie ein Wirtshaus“ oder „Die feuchte Ballade einer Freundschaft“, viele andere Titel hätten dieses Nachkriegsdrama genauso gut beschrieben, wie es sich eben zu jener Zeit in einem Oberpfälzer Dorf abgespielt haben soll.

Ohrenbetäubender Applaus

Standing Ovation und ohrenbetäubender Applaus der begeisterten Zuschauer war gerechter Lohn einer beeindruckenden Vorstellung, die am kommenden Wochenende am Freitag, Samstag und Sonntag im Freilichttheater auf der Burg Neuhaus erneut aufgeführt wird und wieder musikalisch von einer Abordnung der „Neuhauser Boum“ unter der Leitung von Robert Schricker unterstützt wird. Restkarten sind noch bei Elektro Hecht und bei allen anderen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

Mehr Termine: Laienspielschar Windischeschenbach – „Die Überführung“ 

  1. Aufführung: Freitag der 28. Juni 20.00 Uhr
  2. Aufführung: Samstag der 29. Juni 20.00 Uhr
  3. Aufführung: Sonntag der 30. Juni 18.00 Uhr

Zur Geschichte

Der „Schexbräu“ Sebastian Fäustl (Karlheinz Budnik), ein ländlicher Brauereibesitzer und der Bauer „Martl“ (Hannes Rupprecht selbst) sind von Kind an beste Freunde und gingen in Avocourt bei Verdun gemeinsam durch die Kriegshölle. In dieser Schlacht leisten sie ein Gelübde: Einmal jährlich wollen sie nach Altötting wallfahren und im Leben nie mehr arbeiten, wenn sie dieser Hölle lebendig entkommen.

Geplagt von Erinnerungen

Zwar kehren sie nach Hause zurück, der eine ohne Arm, der andere mit nur einem Auge und einem Kopfschuss – aber sie finden nicht mehr in ihre alte Welt zurück. Sie sind überall als Säufer und Sünder verschrien, weil sie täglich mit ihrem Kutschbock (man merkte Bürgermeister Karlheinz Budnik wirklich die Freude an das altertümliche Teil in Wallung zu bringen) sämtliche Wirtschaften und Schnapsschenken der Umgebung aufsuchen und dort auch noch bei passender Gelegenheit – auch bei den Wallfahrten nach Altötting – unkeusch werden. Beide sind verheiratet.

„Euch beide wird einmal der Teufel holen“

Ein Lied begleitet ihre Fahrt immer „ Im Wald von Avocourt, da freckt a jede Hur, da hebts´n Teifel gwiss bis nach Paris“. Sebastian Fäustl plagen immer wieder Erinnerungen an Avacourt samt Schießfeuer, Teufel und Teufelssoldaten an seiner Seite. Den Spruch vom Pfarrer „Euch beide wird einmal der Teufel holen“, ignoriert er mit Alkohol, Weib und Gesang. Das Magenleiden von Martl betäuben sie so lange mit Alkohol und abergläubischem Schnickschnack, bis es letztendlich unheilbar wird.

Des Martls letzte Kutschfahrt

Selbst ein Rat einer Gesundbeterin (Theresa Hunziker), die eine Jungfrau als Lösung vorschlägt, probieren sie aus. Alles ohne Erfolg. Als der Sanitätsrat, die zuletzt verordneten Schnapskuren, in eine akute Krankenhaus-Operation umwandelte und die beiden statt den Zug ins Klinikum den Alkoholgenuss und dem Flair der Bahnhofskneipe erlegen waren, wird die Sache aussichtslos. Der Bauer „Martl“ stirbt nach einer viel zu späten Operation.

Der „Schexbräu“ überführt den Leichnam, nach dem letzten Willen von „Martl“ mit der Pferdekutsche vom Krankenhaus in Altötting ins Heimatdorf.

Seine Frau Anna (Renate Schönberger) hat ihn wohlweislich Seppi (ältester Sohn von Martl, Jakob Haberkorn) als Aufpasser mit auf die Reise gegeben. Doch auch er hat den Wirtshaus-Abschieds-Eskapaden von Fäustl nichts dagegen zu setzen. „Der ‚Martl‘ hätte das so gewollt, erweis deinem Vater gefälligst diese Ehre“, lautete stets sein Tenor.

Als sie sich zur letzten Tour aufmachen wollten, wird der Sarg von einem Teufelsheer entführt. Die Trauergemeinde am offenen Grab wartete lange Zeit ungeduldig – der Sarg kam aber nicht mehr. Kaplan von Deining (Andreas Kurz), der in seinen Predigten an den beiden „Saufköpfen“ kein gutes Wort ließ, hatte es zwar geahnt, aber am Ende hatte der Teufel wirklich den „Martl“ in sein Reich geholt.