Presse 2010

Neues aus der höheren Anstalt

Laienspielschar Windischeschenbach entführt in alte UFA- und Schulzeiten

Neuhaus. (apz) Manche Filme werden Geschichte, schleichen sich sogar so ins Gedächtnis der Zuschauer ein, als hätten sie die Handlung selbst miterlebt. In einer köstlichen, fast dreistündigen Umsetzung der „Feuerzangenbowle“ lässt die Laienspielschar Windischeschenbach mit 60 Darstellern und einer Drehbühne die unvergesslichen schulischen Verwicklungen um Zeus, Schnauzer, Bömmel und den Primaner Johann Pfeiffer mit drei F in 23 Bildern lebendig werden.

Umrahmt von Musik in der Naturkulisse vor dem Butterfassturm der Burg Neuhaus, ist die sehenswerte „Feuerzangenbowle“ (einfallsreich und liebevoll inszeniert vom 22-jährigen Markus Rupprecht) noch am Sonntag zu sehen.

Keine billige Kopie

Ein Riesenspaß mit feiner Situationskomik erwartet die Zuschauer, die selbst den der Bühne gegenüberliegenden Schafferhofhügel bis in die Höhen bevölkern. Keine billige Kopie haben sich die Windischeschenbacher hier erlaubt, kein ungekonntes Nachahmen, sondern eine gute Mischung aus treffsicheren Parodien auf die Filmfiguren und das Entwickeln eigenen Formats. Daher gehören auch Szenen zum Stück, die der Film nicht enthält: etwa das ungeschickte Techtelmechtel von Professor Schnauz, der mit der Rektorstochter Eva (adrett: Brigitte Flieger) auf einer Holzwippe physikalische Schenkelversuche unternimmt und mit ihr „weppt“.

Großes Lob gilt Bertwin Fleck, der den Schulrektor „Zeus“ einfach kolossal zwischen autoritärer Dominanz und empörten Schockzuständen schildert. Hannes Rupprecht gleicht als „Schnauz“ dem Filmvorbild aufs Haar und trägt mit seiner Aussprache („Pfeiffer – Sä werden emmer dömmer – Sätzen se sech!“) viel zum Amüsement bei. Gerald Wildgans stellt sich nicht nur bei der Erklärung der Dampfmaschin“ „janz dumm“, und in der Hauptrolle überzeugt jungenhaft und spitzbübisch Ludwig Müller, der nicht den Fehler begeht, eine Heinz-Rühmann-Parodie zu wagen, sondern sich ein ähnliches, aber eigenes Profil gibt.

Publikum kostet Likör

Das Schönste: Immer wieder wird das lachende Publikum, das ja ebenfalls in Stuhlreihen vor den Lehrkörpern sitzt, wie ungezogene Pennäler behandelt, ja darf sogar den selbstgemachten Heidelbeerlikör von Schnauz beim Unterrichtsthema der alkoholischen Gärung aus Reagenzgläsern verkosten: „Jädr nor einen wenzigen Schlock“. Meisterhaft biedermeierlich in Szene gesetzt ist auch der Familienausflug zum Sommerfest: Die Figuren scheinen gerade eben aus dem Bilderrahmen des Carl-Spitzweg-Gemäldes „Der Sonntagsspaziergang“ entsprungen zu sein.

Bravo auch den Kostümbildnerinen Beate Stock und Gerlinde Schedl. Durch solche Details verweist man andere auf die Plätze und inszeniert eines der schönsten Stücke dieses Theatersommers.

(„Der Neue Tag“, 24.07.2010)

 

Drehbühne eine geniale Idee

Bei hochsommerlichen Temperaturen ging am Freitag zum ersten Mal das Freilichtstück „Die Feuerzangenbowle“ über die Neuhauser Naturbühne. Die „Laienspielschar Windischeschenbach“ landete damit einen Volltreffer.

Gut drei Stunden lang begeisterte die Truppe das Publikum. Als geniale Idee erwies sich die von Regisseur Markus Rupprecht kreierte Drehbühne. So ließen sich immer wieder lautlos und ohne großes Umdekorieren neue Kulissen auf die Hauptbühne zaubern. Die über 50 Mitwirkenden, davon 24 Schüler, die das Klassenzimmer besetzen, lieferten eine Glanzleistung ab. Allen voran Ludwig Müller in der Rolle des „Schölers Pfeiffer“ und Hannes Rupprecht als Lehrer „Schnauz“. Weitere Aufführungen finden am 21., 23. und 25. Juli um 20.30 Uhr statt. Karten gibt es im Vorverkauf im Internet unterwww.okticket.de, bei Elektro-Hecht in Windischeschenbach und im Medienhaus „Der neue Tag“ in Weiden, Weigelstraße 16.

(„Der Neue Tag“, (19.07.2010)

 

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