Windischeschenbach aktuell
Gelungene Premiere des „Brandner Kaspar“
Der Kaspar und die Brandnerin. Eben noch plaudern sie miteinander; doch dahinter lauert schon der Tod: Premiere des Burgtheaters in Neuhaus. Foto: Beer |
Die Interessengemeinschaft Laienspielschar Windischeschenbach mit Regisseur Bertwin Fleck an der Spitze zeigte damit nach neun Jahren eine neue Version des Spiels um „Leben und Tod“, bei dem der lebenslustige Brandner Kaspar den „Boindlkramer“ überlistet und ihm zehn weitere Lebensjahre abtrotzen will.NEUHAUS. Mit viel Beifall belohnten die 450 Premierengäste am Dienstag Abend auf der Burg Neuhaus die Inszenierung des Volksstücks „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“.
Toni Peter schlüpfte in die Rolle des Kaspar, ihm zur Seite stand Christa Wolf als Brandnerin, die zwar nur kurz, aber überzeugend und ausdruckstark agierte. Der „Star“ der Inszenierung, die im Detail auf die Naturbühne des Burgweihers abgestimmt war, ist aber zweifellos Norbert Neugirg als Tod, oder besser: als Boindlkramer, „weil’s lustiger klingt“. In perfekter Maske mit perfekter Mimik prägte er das Stück, das bald ausgelassen lustig („Im Wirtsgarten“), bald tiefsinnig („Bei der ewigen Ruh“) war, aber auch Trauriges („Beim Brandner Kaspar“) ohne Bruch zu vermitteln wußte.
Von einigen Längen im ersten Teil vor der Pause abgesehen, erlebten die Premierengäste, unter ihnen Bürgermeister Kurt Döllinger, eine kurzweilige äußerst unterhaltsame Aufführung, die garniert war mit Regie-Schmankerln, etwa wenn der Brandner Kaspar äußerst reell einen Zweig vom Butterfaßturm schießt oder wenn Kaspar und Boindlkramer auf der Totenkutsche gen Himmel jagen. Am Freitag und am Samstag wird der „Brander Kaspar“ jeweils um 20.30 Uhr erneut gezeigt. Dann klauen die Engel wieder die „Weißwürscht“ und Petrus labt sich an seiner Maß Zoigl. Und der Kaspar beschummelt wieder den Tod, dem er Kirschgeist unterjubelt, um ihm beim Kartenspielen übers Ohr zu hauen…
Wie Kaspar den Boandlkramer austrickst
Laienspielschar Windischeschenbach bot auf Naturbühne mit Volksstück beste Unterhaltung
buchstäblich ins Wasser gefallen war, verlief der zweite Anlauf am Dienstag abend umso erfolgreicher. Über 460 Theaterbesucher, bis aus Regensburg und Marktredwitz waren sie gekommen, hatten vor der Naturbühne an der Burg Neuhaus Platz genommen, um sich einen vergnüglichen Abend zu gönnen. Sie wurden nicht enttäuscht. Gute zweieinhalb Stunden wurden sie von der Laienspielschar Windischeschenbach mit dem Volksstück von Joseph Maria Lutz, „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“, bestens unterhalten.
Wie Kaspar den Boandlkramer austrickste, um sich volle zehn Jahre sein Leben zu verlängern und umgekehrt, als der Boandlkramer den Kaspar überlistete, mit ihm zum Paradies zu fahren, um dort einen Blick hineinzuwerfen – das Publikum war begeistert vom Geschehen auf der Bühne. Toni Peter als Brandner Kaspar und Norbert Neugirg als Boandlkramer überzeugten von Anfang bis zum Ende in ihren Hauptrollen.
Tegernsee ist so schön wie die Pirsch. Kein Wunder, daß der Brandner Kaspar nicht daran denkt, von dieser Welt abzutreten. Er fühlt sich wie ein „Junger“ und er schießt auch noch so. Eine Schießprobe liefert der Kaspar dem Jager- $epp (Uli Schieder) bei einem Zusammentreffen, daß dieser nur so staunt. Nachdem die Brandnerin (Christa Wolf) vom Boandlkramer geholt wird und zwei Söhne im Krieg gefallen sind, kommt der Brandner Kaspar ins Sinnieren. Doch zum 80. Geburtstag gewinnt er wieder Freude am Leben, da wird gefeiert. Bei der Wirtin (Judith Peter) und dem Wirt (Josef Prucker) geht’s hoch her. Man trinkt auf ein langes Leben vom Kaspar. Doch an diesem Tag klopft der Boandlkramer bei ihm an und will ihn holen.
Das Schachern beginnt. Bei reichlich Kerschgeist und Dampfnudeln wird um die Jahre gekartelt. Kaspar gewinnt und darf noch zehn Jahre auf der Welt bleiben. Doch das bringt die himmlische Buchführung durcheinander und Petrus (Hubert Kraus) läßt den Boandlkramer vorladen, den ein heftiges Donnerwetter erwartet und der Auftrag, umgehend dafür zu sorgen, daß der Brandner Kaspar in den Himmel kommt. Nach langem Überlegen hat der Boandlkramer eine gute Idee. Er lädt den Kaspar zu einer Himmelfahrt auf seinem abenteuerlichen Gefährt ein, an deren Ende dann der Blick ins Paradies
steht. Und was er dort sieht, gefällt dem Kaspar so gut, daß er sich entschließt, nicht nach Tegernsee zurückzukehren, sondern im Paradies zu bleiben, dort, wo vor ihm bereits die Sennerin von der Gindlalm (Marion Schieder), die Brandnerin und seine zwei Söhne angekommen sind.
Stimmung und viel Leben bringt in dem Stück die sogenannte Wirtshausszene, bei der der 80. Geburtstag des Brandner Kaspars gefeiert wird und bei der viel Volk tief in die Maßkrüge schaut. Drei Musikanten (Ludwig Schieder, Rupert Beer und Stephan Schricker) sorgen dabei mit der passenden musikalischen Begleitung für Wirtshausstimmung. Regisseur Bertwin Fleck hat mit der Auswahl dieses Theaterstückes für die diesjährige Freilichtsaison einen hervorragenden Griff getan. Am Ende der Premiere war ihm anzumerken, daß ihm fast ein zentnerschwerer
Stein vom Herzen fiel. Zum einen deshalb, weil das Wetter aushielt und zum anderen, weil das Publikum begeistert mitging.
Der „Brandner Kaspar“ auf der reizvollen Kulisse der Naturbühne im Schatten des Butterfaßturmes war ein Volltreffer. Allen, die zu diesem „Volltreffer“ beitrugen, sagte der Regisseur Dank, angefangen von den Spielern bis hin zur Tontechnik (Helmut Wolf), Schnitttechnik (Robert Meissner), Beleuchtung (Werner Bärnklau und Winfried Hecht), Requisiten (Rita Beckert), Souffleuse (Karin Mälzer und Silvia Bauer), Bühnendienst (Hermann und Robert Sperber) und der großen Engelsschar.
Weitere Aufführungen des „Brandner Kaspars“ folgen am Freitag und Samstag, 25. und 26. Juli, jeweils um 20.30 Uhr.
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