Presse 1997

Windischeschenbach aktuell

Gelungene Premiere des „Brandner Kaspar“

Der Kaspar und die Brandnerin. Eben noch plaudern sie miteinander; doch dahinter lauert schon der Tod: Premiere des Burgtheaters in Neuhaus.                                                                                                                                          Foto: Beer

 

Die Interessengemeinschaft Laien­spielschar Windischeschenbach mit Regisseur Bertwin Fleck an der Spitze zeigte damit nach neun Jah­ren eine neue Version des Spiels um „Leben und Tod“, bei dem der le­benslustige Brandner Kaspar den „Boindlkramer“ überlistet und ihm zehn weitere Lebensjahre abtrotzen will.NEUHAUS. Mit viel Beifall be­lohnten die 450 Premierengäste am Dienstag Abend auf der Burg Neuhaus die Inszenierung des Volksstücks „Der Brandner Ka­spar schaut ins Paradies“.

Toni Peter schlüpfte in die Rolle des Kaspar, ihm zur Seite stand Christa Wolf als Brandnerin, die zwar nur kurz, aber überzeugend und ausdruckstark agierte. Der „Star“ der Inszenierung, die im De­tail auf die Naturbühne des Burg­weihers abgestimmt war, ist aber zweifellos Norbert Neugirg als Tod, oder besser: als Boindlkramer, „weil’s lustiger klingt“. In perfekter Maske mit perfekter Mimik prägte er das Stück, das bald ausgelassen lustig („Im Wirtsgarten“), bald tief­sinnig („Bei der ewigen Ruh“) war, aber auch Trauriges („Beim Brand­ner Kaspar“) ohne Bruch zu vermit­teln wußte.

Von einigen Längen im ersten Teil vor der Pause abgesehen, erlebten die Premierengäste, unter ihnen Bürgermeister Kurt Döllinger, eine kurzweilige äußerst unterhaltsame Aufführung, die garniert war mit Re­gie-Schmankerln, etwa wenn der Brandner Kaspar äußerst reell einen Zweig vom Butterfaßturm schießt oder wenn Kaspar und Boindlkra­mer auf der Totenkutsche gen Him­mel jagen. Am Freitag und am Sams­tag wird der „Brander Kaspar“ je­weils um 20.30 Uhr erneut gezeigt. Dann klauen die Engel wieder die „Weißwürscht“ und Petrus labt sich an seiner Maß Zoigl. Und der Ka­spar beschummelt wieder den Tod, dem er Kirschgeist unterjubelt, um ihm beim Kartenspielen übers Ohr zu hauen…

 

Die Premiere des „Brandner Kaspar“ war sehr gut besucht und stieß auf viel Beifall.

 

 

Wie Kaspar den Boandlkramer austrickst

Laienspielschar Windischeschenbach bot auf Naturbühne mit Volksstück beste Unterhaltung

buchstäblich ins Wasser ge­fallen war, verlief der zweite Anlauf am Dienstag abend umso erfolgreicher. Über 460 Theaterbe­sucher, bis aus Regensburg und Marktredwitz waren sie gekommen, hatten vor der Naturbüh­ne an der Burg Neuhaus Platz genommen, um sich einen vergnüglichen Abend zu gönnen. Sie wurden nicht enttäuscht. Gute zweieinhalb Stunden wurden sie von der Laienspielschar Windischeschenbach mit dem Volksstück von Joseph Maria Lutz, „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“, bestens unterhalten.

Wie Kaspar den Boandlkramer austrickste, um sich volle zehn Jahre sein Leben zu verlän­gern und umgekehrt, als der Boandlkramer den Kaspar überlistete, mit ihm zum Paradies zu fah­ren, um dort einen Blick hineinzuwerfen – das Publikum war begeistert vom Geschehen auf der Bühne. Toni Peter als Brandner Kaspar und Norbert Neugirg als Boandlkramer überzeugten von Anfang bis zum Ende in ihren Hauptrollen.

Tegernsee ist so schön wie die Pirsch. Kein Wunder, daß der Brandner Kaspar nicht daran denkt, von dieser Welt abzutreten. Er fühlt sich wie ein „Junger“ und er schießt auch noch so. Ei­ne Schießprobe liefert der Kaspar dem Jager- $epp (Uli Schieder) bei einem Zusammentreffen, daß dieser nur so staunt. Nachdem die Brandnerin (Christa Wolf) vom Boandlkramer geholt wird und zwei Söhne im Krieg gefallen sind, kommt der Brandner Kaspar ins Sinnieren. Doch zum 80. Geburtstag gewinnt er wieder Freude am Leben, da wird gefeiert. Bei der Wir­tin (Judith Peter) und dem Wirt (Josef Prucker) geht’s hoch her. Man trinkt auf ein langes Leben vom Kaspar. Doch an diesem Tag klopft der Bo­andlkramer bei ihm an und will ihn holen.

Das Schachern beginnt. Bei reichlich Kersch­geist und Dampfnudeln wird um die Jahre gekartelt. Kaspar gewinnt und darf noch zehn Jah­re auf der Welt bleiben. Doch das bringt die himmlische Buchführung durcheinander und Petrus (Hubert Kraus) läßt den Boandlkramer vorladen, den ein heftiges Donnerwetter erwar­tet und der Auftrag, umgehend dafür zu sorgen, daß der Brandner Kaspar in den Himmel kommt. Nach langem Überlegen hat der Boandlkramer eine gute Idee. Er lädt den Kaspar zu einer Him­melfahrt auf seinem abenteuerlichen Gefährt ein, an deren Ende dann der Blick ins Paradies

steht. Und was er dort sieht, gefällt dem Kaspar so gut, daß er sich entschließt, nicht nach Te­gernsee zurückzukehren, sondern im Paradies zu bleiben, dort, wo vor ihm bereits die Sennerin von der Gindlalm (Marion Schieder), die Brandnerin und seine zwei Söhne angekommen sind.

Stimmung und viel Leben bringt in dem Stück die sogenannte Wirtshausszene, bei der der 80. Geburtstag des Brandner Kaspars gefeiert wird und bei der viel Volk tief in die Maßkrüge schaut. Drei Musikanten (Ludwig Schieder, Rupert Beer und Stephan Schricker) sorgen dabei mit der passenden musikalischen Begleitung für Wirts­hausstimmung. Regisseur Bertwin Fleck hat mit der Auswahl dieses Theaterstückes für die dies­jährige Freilichtsaison einen hervorragenden Griff getan. Am Ende der Premiere war ihm an­zumerken, daß ihm fast ein zentnerschwerer

Stein vom Herzen fiel. Zum einen deshalb, weil das Wetter aushielt und zum anderen, weil das Publikum begeistert mitging.

Der „Brandner Kaspar“ auf der reizvollen Ku­lisse der Naturbühne im Schatten des Butterfaß­turmes war ein Volltreffer. Allen, die zu diesem „Volltreffer“ beitrugen, sagte der Regisseur Dank, angefangen von den Spielern bis hin zur Tontechnik (Helmut Wolf), Schnitttechnik (Ro­bert Meissner), Beleuchtung (Werner Bärnklau und Winfried Hecht), Requisiten (Rita Beckert), Souffleuse (Karin Mälzer und Silvia Bauer), Büh­nendienst (Hermann und Robert Sperber) und der großen Engelsschar.

Weitere Aufführungen des „Brandner Ka­spars“ folgen am Freitag und Samstag, 25. und 26. Juli, jeweils um 20.30 Uhr.

 

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