Inhalt – Mitwirkende 2009

Gerichtsstube in einem niederländischen Dorf bei Utrecht, um 1800.

Am Morgen eines Gerichtstag befindet sich Dorfrichter Adam in denkbar schlechter Verfassung: Sein Gesicht und sein Bein sind verletzt, und er vermisst seine Perücke, sein Statussymbol.

Zu allem Überfluss kündigt ihm sein Schreiber Licht auch noch die überraschende Revisionsvisite des Gerichtsrat Walter an.

Während Adam gegenüber Licht und Walter immer neue Erklärungen für sein Aussehen und die verschwundene Perücke vorbringt, treffen die Prozessbeteiligten ein: Marthe Rull klagt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, an, letzte Nacht in Eves Kammer einen kostbaren Krug zerschlagen zu haben. Ruprecht dagegen behauptet, er habe einen anderen Mann im Zimmer seiner Braut überrascht, und dieser habe auf der Flucht vor ihm den Krug vom Sims gestoßen. Er beschimpft Eve als Dirne.

Hier liegt der eigentliche Streitfall – der gute Ruf des Mädchens.

Der Reiz des Lustspiels liegt in seinen Wort- und Sprachspielen. Schon die Namen sind ansprechend – der Dorfrichter tritt als alter Adam auf, den seine Begehrlichkeit zu Fall bringt. Vertuschung und Aufklärung verschränken sich, die Verhandlung bewegt sich auf einem doppeltem Boden.

Doch auch kritische bis fast tragische Züge zeichnen das Lustspiel aus. Eve sieht sich von ihrem Geliebten verraten und bloßgestellt. Dass sie ihm verzeiht, zeugt weniger von Größe als von Schwäche. Adams Prozessführung erlaubt zudem zahlreiche Seitenhiebe auf eine unzulängliche Justiz.

Erst 1820 eroberte der „Krug“ mit seinen prallen Charakteren die Bühnen, und fortan behielt Kleists Dramatikerkollege Hebbel recht, der behauptet hat, bei diesem Stück könne nur das Publikum  durchfallen.

 

 

Gerald Wildgans als Dorfrichter Adam

Adam (Gerald Wildgans)

 

 

 

 

Dorfrichter

Adam ist Dorfrichter in dem kleinen Ort Huisum. Er dürfte etwa um die 50 Jahre alt sein und ist unverheiratet. Er ist von wenig einnehmendem Äußeren. Adam ist ein Genussmensch. Er verfügt über so viele Vorräte, dass er sogar die Registratur zweckentfremdet, um dort “Kuhkäse, Schinken, Butter, Würste, Flaschen“ zu lagern. Dagegen darf man bezweifeln, dass er gesellig oder gar sozial ist.

Dorfrichter ist er schon seit langer Zeit, erkennt aber, dass ihm in Schreiber Licht ein Konkurrent gewachsen ist, der nicht nur jünger, sondern auch kompetenter ist. Doch hofft er, seine Stellung noch eine Zeit lang behaupten zu können.

 

 

 

 

 

Hannes Rupprecht als Schreiber Licht

Licht (Hannes Rupprecht)

Schreiber

Licht ist am Gericht zu Huisum für untergeordnete Tätigkeiten zuständig. Er hat die Parteien vorzuladen, das Protokoll zu führen und die Akten zu verwalten. Außerdem verwaltet er einige amtliche Kassen, bei denen er es mit den “Depositionen und Zinsen” nicht so genau genommen hat. Adam ist interessiert, ihn nicht hochkommen zu lassen, obwohl Licht schon lange auf seine Beförderung wartet. Licht aber hat auch keine Skrupel auf die Inkompetenz seines Vorgesetzten hinzuweisen.

 

 

 

 

 

 

 

Siegfried Plödt als Gerichtsrat Walter

Walter (Siegfried Plödt)

Gerichtsrat

Er kommt als Beauftragter der höheren Behörde aus der Stadt aufs Dorf, um nach den Rechten zu sehen. Ihm geht der Ruf voraus, dass er genau, hochkompetent, streng und unbestechlich sei. Richter und Schreiber in Huisum haben allen Grund Schlimmes zu befürchten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Renate Schönberger als Frau Marthe Rull

 

Frau Marthe Rull (Renate Schönberger)

Klägerin

Sie ist die Besitzerin des Krugs, der in der Nacht zuvor zu Bruch ging, von ihr in einer langen Rede genau beschrieben und gewürdigt wird und lange Zeit der Prozessgegenstand zu sein scheint, bis sich herausstellt, dass er nur nebensächlicher Schadensfall in einer weit schlimmeren Handlungskette ist. Schon in dem Klang des Namens Marthe Rull kündigen sich Grobheit und Forschheit an. Wortgewaltig hält sie ihre Reden vor Gericht – blind im Zorn und verbohrt in ihr Vorurteil.

 

 

 

 

 

 

 

Brigitte Flieger als Eve

Eve (Brigitte Flieger)

ihre Tochter

Einzige Tochter der Witwe Rull die mit Ruprecht verlobt ist. Eve ist – laut Ruprecht –  “ein rüstig Mädel”. Sie ist arbeitsam, zuverlässig und zurückhaltend. Sie ist insofern eine zentrale Figur, als sie erstens im Mittelpunkt des Handlungsgeflechts steht, zu dem der zerbrochene Krug als Episode gehört, und zweitens die Einzige ist, die die genaue Faktenlage kennt.

 

 

 

 

 

 

 

Ludwig Müller als Ruprecht

Ruprecht Tümpel (Ludwig Müller)

Angeklagte

Er liebt Eve über alles, ist aber wegen der Beschuldigung maßlos enttäuscht und kann seinen Schmerz und Zorn kaum bändigen. Da er jemand nach zehn Uhr in der Kammer seiner Verlobten gesehen hat, ist diese für ihn eine “Metze”. Deshalb beschließt er augenblicklich, die Verlobung aufzukündigen. Seine Gedankengänge scheinen einfach, fast primitiv. Er richtet sich nach strengen, einfachen Grundsätzen und ist kompromisslos sich und anderen gegenüber. Ruprecht ist in seinen Äußerungen knapp und umständlich, wenn er einmal zu einer längeren Rede ansetzt.

 

 

 

 

 

 

Siegfried Windschiegl als Veit Tümpel

Veit Tümpel (Siegfried Windschiegl)

ein Bauer

Der Vater Ruprechts ist von der Unschuld seines Sohnes überzeugt. Er begleitet ihn zum Gerichtstag, um “nach abgemachten Streit sein ehelich Verlöbnis aufzulösen”. Er hat sich von seinem Sohn die Sachlage berichten lassen und zieht kompromisslos die Konsequenzen. Während des Prozesses schwankt er einen Augenblick, ob er wirklich seinem Sohn so blind vertrauen kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

Annemarie Zange als Frau Brigitte

Frau Brigitte (Annemarie Zange)

eine Augenzeugin

Sie wird als Augenzeugin vom Schreiber Licht herbeigeholt, damit sie aussage, was sie gesehen hat. Doch Frau Brigitte hat ihre eigene Theorie. Sie will die Versammelten glauben machen, dass der “Teufel” höchstpersönlich bei Eve eingebrochen sei. Niemand außer Adam aber ist bereit, ihre Version ernsthaft zu prüfen.

 

 

 

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