Oberpfalzecho am 26.06.2019
Neuhaus/Windischeschenbach. Die vielen Besucher schwärmten nach der Premiere von „Der Überführung“ aufgeführt von der Laienspielschar Windischeschenbach um die Wette.
Von Peter Gattaut
Hannes Rupprecht und Bürgermeister Karlheinz Budnik spielen Martl und Sebastian im Stück „Die Überführung“.
Bilderbuchwetter im Freilichttheater auf der Burg Neuhaus: Witzig, originell und schauspielerisch perfekt umgesetzt, von nicht weniger als 35 Darstellern, kam das von Hannes Rupprecht überarbeitete Lohmeyer-Stück „Die Überführung“ bei den Zuschauern glänzend an. „Das Leben ist wie ein Wirtshaus“ oder „Die feuchte Ballade einer Freundschaft“, viele andere Titel hätten dieses Nachkriegsdrama genauso gut beschrieben, wie es sich eben zu jener Zeit in einem Oberpfälzer Dorf abgespielt haben soll.
Ohrenbetäubender Applaus
Standing Ovation und ohrenbetäubender Applaus der begeisterten Zuschauer war gerechter Lohn einer beeindruckenden Vorstellung, die am kommenden Wochenende am Freitag, Samstag und Sonntag im Freilichttheater auf der Burg Neuhaus erneut aufgeführt wird und wieder musikalisch von einer Abordnung der „Neuhauser Boum“ unter der Leitung von Robert Schricker unterstützt wird. Restkarten sind noch bei Elektro Hecht und bei allen anderen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
Mehr Termine: Laienspielschar Windischeschenbach – „Die Überführung“
- Aufführung: Freitag der 28. Juni 20.00 Uhr
3. Aufführung: Samstag der 29. Juni 20.00 Uhr
4. Aufführung: Sonntag der 30. Juni 18.00 Uhr
Zur Geschichte
Der „Schexbräu“ Sebastian Fäustl (Karlheinz Budnik), ein ländlicher Brauereibesitzer und der Bauer „Martl“ (Hannes Rupprecht selbst) sind von Kind an beste Freunde und gingen in Avocourt bei Verdun gemeinsam durch die Kriegshölle. In dieser Schlacht leisten sie ein Gelübde: Einmal jährlich wollen sie nach Altötting wallfahren und im Leben nie mehr arbeiten, wenn sie dieser Hölle lebendig entkommen.
Geplagt von Erinnerungen
Zwar kehren sie nach Hause zurück, der eine ohne Arm, der andere mit nur einem Auge und einem Kopfschuss – aber sie finden nicht mehr in ihre alte Welt zurück. Sie sind überall als Säufer und Sünder verschrien, weil sie täglich mit ihrem Kutschbock (man merkte Bürgermeister Karlheinz Budnik wirklich die Freude an das altertümliche Teil in Wallung zu bringen) sämtliche Wirtschaften und Schnapsschenken der Umgebung aufsuchen und dort auch noch bei passender Gelegenheit – auch bei den Wallfahrten nach Altötting – unkeusch werden. Beide sind verheiratet.
„Euch beide wird einmal der Teufel holen“
Ein Lied begleitet ihre Fahrt immer „ Im Wald von Avocourt, da freckt a jede Hur, da hebts´n Teifel gwiss bis nach Paris“. Sebastian Fäustl plagen immer wieder Erinnerungen an Avacourt samt Schießfeuer, Teufel und Teufelssoldaten an seiner Seite. Den Spruch vom Pfarrer „Euch beide wird einmal der Teufel holen“, ignoriert er mit Alkohol, Weib und Gesang. Das Magenleiden von Martl betäuben sie so lange mit Alkohol und abergläubischem Schnickschnack, bis es letztendlich unheilbar wird.
Des Martls letzte Kutschfahrt
Selbst ein Rat einer Gesundbeterin (Theresa Hunziker), die eine Jungfrau als Lösung vorschlägt, probieren sie aus. Alles ohne Erfolg. Als der Sanitätsrat, die zuletzt verordneten Schnapskuren, in eine akute Krankenhaus-Operation umwandelte und die beiden statt den Zug ins Klinikum den Alkoholgenuss und dem Flair der Bahnhofskneipe erlegen waren, wird die Sache aussichtslos. Der Bauer „Martl“ stirbt nach einer viel zu späten Operation.
Der „Schexbräu“ überführt den Leichnam, nach dem letzten Willen von „Martl“ mit der Pferdekutsche vom Krankenhaus in Altötting ins Heimatdorf.
Seine Frau Anna (Renate Schönberger) hat ihn wohlweislich Seppi (ältester Sohn von Martl, Jakob Haberkorn) als Aufpasser mit auf die Reise gegeben. Doch auch er hat den Wirtshaus-Abschieds-Eskapaden von Fäustl nichts dagegen zu setzen. „Der ‚Martl‘ hätte das so gewollt, erweis deinem Vater gefälligst diese Ehre“, lautete stets sein Tenor.
Als sie sich zur letzten Tour aufmachen wollten, wird der Sarg von einem Teufelsheer entführt. Die Trauergemeinde am offenen Grab wartete lange Zeit ungeduldig – der Sarg kam aber nicht mehr. Kaplan von Deining (Andreas Kurz), der in seinen Predigten an den beiden „Saufköpfen“ kein gutes Wort ließ, hatte es zwar geahnt, aber am Ende hatte der Teufel wirklich den „Martl“ in sein Reich geholt.