Kolumne

Kolumne: O-Ton

Rollentausch

 

Es ist schon einige Jahre her, da habe ich zum ersten Mal Theaterluft geschnuppert. Und Blut geleckt.

Premiere feierte mein Theater-Dasein in der „Feuerzangenbowle“. Ich spielte ein Schulmädchen, das quäcken musste. Ein tolles Stück. Hauptsächlich deshalb, weil die Mädchenklasse heimlich Heidelbeerlikör mit der Jungs-Klasse getrunken hat.

Im „Clou“ war ich Schneiderin und Bardame. Zur Hauptrolle ließ ich mich damals nicht überreden. Im „Mordskerl“ war ich eine neugierige Bauernstochter. Dann der Aufstieg: Ich wurde nicht gefragt – sondern bestimmt. Ich mimte die Hauptfigur Witwe Wally im „Geisterbräu“. Im „Biberpelz“ war ich die Tochter der Diebin. Als lokale „Berühmtheit“ wird man erkannt und angesprochen. Schon Hammer, dieser „Fame“. Und jedes Jahr, jedes einzelne Jahr finde ich meinen Theater-Charakter sofort klasse und verliebe mich mehr ins Theaterspiel. In die Kostüme, die Kulisse, das Charakterformen, die Arbeit mit Kollegen.

Doch dieses Jahr ging es gleich nach hinten los: Endlich darf ich aufs Plakat – und wieder nix mit Cover-Girl. Ich spiele einen Jüngling. Die Regie-Assistenz schwärmte noch von „Wiener-Schick“. Endlich keine verschmutzen „Bauernsleiberl“ mehr tragen – und ich? Krieg eine Hose. Beim Text lernen tu ich mich schwer, die geliebte Oberpfälzer Mundart muss gestelztem Österreichisch weichen.

Zudem trete ich in populäre Fußstapfen: Vor 14 Jahren spielte die Fernseh- und Radiomoderatorin Marion „D’Schiederin“ Kerschbaum, Sprachrohr der Region, eben erwähnte Rolle des Lehrburschen Christoph in Nestroy’s Stück „Einen Jux will er sich machen“. Nicht die einzige Tatsache, die mir Schweiß auf die Stirn treibt. Das Glück unseres Regisseurs ist nur – was ich ihm auch sagte –, dass ich jeden Blödsinn mitmache – und mich auf der Bühne auch als einen (hoffentlich überzeugenden) Burschen in Hosen hinstellen lasse.

„Da kommst schon rein“, war die Antwort. Am Ende ist es nämlich so: Man vermisst die Scheinwerfer, die lustigen Proben mit den Laienspielern, die über entwickelte Charakterzüge lachen. Oder Versprecher. Die Atmosphäre hinter der Bühne vor dem Auftritt ist einzigartig. Hosen hin oder her – wenn’s dann heißt: „Toi, toi, toi. In fünf Minuten geht’s los“ lockt die Theaterluft einen doch wieder hinter dem Vorhang hervor.

Lena Schulze

Lena Schulze

Der Neue Tag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.